Karosserie-Eindruck:
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Die Flächen der Karosserie
sollten klare Spiegelbilder ergeben, die allein von den Formen und Konturen
der Karosserie geprägt sind. Insbesondere die hinteren Radläufe und das
Heckblech sollten klare Konturen und saubere Kanten aufweisen. Spaltmaße von
Hauben und Türen sollten gleichmäßig ausfallen und sie sollten ohne
Kraftanstrengung zu schließen sein. Im Frontbereich muss die
Passform von Scheinwerferzierrahmen, Frontgrill und Motorhaube
stimmen. Im Bereich der inneren Radhäuser sollten keine aufgeschweißten
Blechflicken zu sehen sein. Unter dem vorderen Kotflügel befindet sich im
oberen Bereich eine Verstärkungskonsole, die häufig nur noch aus Fragmenten
besteht. Reparaturanfällig sind auch die Bereiche rund um die
Scheinwerfertöpfe. Ein Blick auf den
unteren Bereich des Heckabschluss-Blechs kann weitere Aufschlüsse über den
Karosseriezustand geben. Weitere Infos hierzu finden Sie bei pagode.info unter dem Link „Rostschäden“.
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Reifen:
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Die Originalgröße der Reifen
heißt 185 R 14 (oder auch 185 HR 14). Breitreifen der Dimensionen 195 oder
205 können vom Tüv eingetragen werden, jedoch werden breitere Reifen mit den
selten auftretenden Rissen in den vorderen Querlenkern in Verbindung
gebracht. Daimler-Chrysler rät von dem Betrieb mit Breitreifen ab. Wie anhand
der DOT-Zahl das Alter der Reifen zu ermitteln ist,
finden Sie bei pagode.info unter dem Link „Reifen“.
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Stoßstangen
& Frontgrill:
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Stoßstangen sollten „gut
gebraucht" sein und symetrisch passen. Keine Beulen, keine Bohrlöcher,
keine Durchrostungen von innen. Häufig sind die originalen Stoßstangen
bereits durch Original-Neuteile oder gute Reproduktionen ersetzt worden. Aus
Kostengründen werden aber zunehmend auch Nachbauteile aus Fernost
montiert. Der Rahmen des Frontgrills
sollte frei Dellen und Rissen sein. Sitzt der mittige Chrom-Stern noch fest
im Frontgrill oder wurde er bereits geklebt ?
Beschädigungen am Frontgrill sind häufig vorhanden, denn ein Austausch wird
aus Kostengründen gern vermieden.
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Spaltmaße:
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Die Spaltmaße an Hauben und
Türen sollten gleichmäßig verlaufen. Insbesondere das Spaltmaß der Motorhaube
ist häufig -z.B. nach einem Austausch der vorderen
Kotflügel oder nach einem behobenen Frontschaden- ein Problem.
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Sicken:
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Das Abschlussblech sollte dort,
wo es im unteren Bereich seitlich an die Kotflügel stößt, nicht verspachtelt
sein, sondern einen sichtbar verlaufenden Stoß aufweisen. Sehr gute Autos
haben noch die ca. 1 cm lange Sicke, die im Bereich
des Scheinwerferzierrings den werksmäßig verzinnten Übergang
von Frontblech zum Kotflügel markiert. Das Merkmal für Originalität kann aber
auch im Zuge einer Neulackierung mit Spachtel neu entstanden sein.
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Außenschweller:
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Die seitlichen Außenschwellerabdeckungen
waren werksseitig an die Karosserie angeschraubt. (Nicht angeschweißt, nicht
angenietet und auch nicht verspachtelt)
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Lack:
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Die Außenlackierung sollte
gebraucht, aber intakt sein. Kleinere ausgebesserte Steinschlag- und
Lackschäden sind bei Zustand 3 normal. Falls das Auto bereits neu lackiert
wurde, sollten auf Gummidichtungen und Zierleisten keine Farbspuren zu sehen
sein.
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Farbe:
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Geschmackssache. Bei Zustand-3
Pagoden kann man weder Erstlack, noch den Originalfarbton verlangen. Viele
Pagoden sind ab Werk in Weiß-Tönen geliefert worden, was bei Neulackierungen
häufig abgeändert wurde. Die Originalfarbnummer findet sich links im
Motorraum auf einer Plakette (in Nähe der Wischwasch-Pumpe). Weitere Infos zu
den Farbcodes finden Sie bei pagode.info unter dem
Link „Lackierung“.
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Sitze:
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Die Sitze sollten original und
frei von Rissen sein. Deutliche Gebrauchsspuren sind beim Zustand-3 Auto
ebenso normal wie die typischen Ledernarben und der durchgesessene
Fahrersitz. Bei neuen Bezügen sollte es sich um original perforiertes Leder
handeln. Bei Autos mit sehr hoher KM-Leistung sind häufig die Sitzfedern
gebrochen.
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Armaturenbrettpolster:
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Die Polsterungen am Armaturenbrett
sollten gerade und auch in den Ecken sauber mit Leder (oder Kunstleder)
bezogen sein.
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Seitenscheiben:
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Wenn man die Seitenscheiben bei
geöffneter Tür nach innen und außen einige cm hin und her bewegen kann, hat
sich meistens eine der für die Fensterführung zuständigen an die Scheibe
geklebten Führungsbacken aus Metall gelöst. Um sie wieder anzukleben, muß die Seitenscheibe ausgebaut werden.
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Verdeck:
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Das Verdeck sollte aus
originalem Mercedes-Benz Sonnenlandstoff bestehen und gut gebraucht sein. Das
Gestell sollte sauber & leichtgängig schließen. Verdecke, die längere
Zeit unbenutzt im Verdeckkasten lagen, lassen sich nur schwer schließen,
weil der ungespannte Stoff allmählich schrumpft. Neu montierte Verdecke lassen
sich schwer schließen und scheinen zu kurz, weil viele nicht wissen, dass es
nach der Montage im geschlossenen Zustand in die pralle Sonne oder unter
Strahler muss, um sich einmalig zu dehnen.
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Hardtop:
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Hardtopzierleisten sollten in
ordentlichem Zustand sein. Gebrauchsspuren und Kratzer sind jedoch normal.
Hardtops rosten gern an der Unterseite im Bereich der hinteren Ecken. Hier
lohnt ein prüfender Blick unter das demontierte Hardtop.
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Motornummer:
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Original SL-Motoren beginnen mit
den Motornummern 127.981 (230 SL), 129.982 (250 SL) und 130.983 (280 SL). Die
Motornummer ist in Fahrtrichtung links hinten oben im Motorblock
eingeschlagen.
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Austauschmotor:
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Ein Austauschmotor ist kein
Problem, wenn er original ist. Da Austauschmotoren andere Nummern (z.B. 130.
980) haben können, helfen hier nur Belege über dessen SL-spezifische
höhere Leistung gegenüber den ähnlichen Limousinentriebwerken aus Heckflosse
und W 108. Sehr häufig wurden falsche Motoren als „Austauschmotoren“
eingebaut. 220 SE Heckflossen-Motor (ebenfalls Baumuster M 127, aber nur 120 PS) als Ersatz für den 230 SL. 280 SE Limousinen-Motor (ebenfalls Baumuster M
130) als Ersatz für den leistungsstärkeren 280 SL.
Limousinenmotoren passen nur, wenn die Motorträger des SL verwendet wurden.
Andernfalls steht der Motor höher im Motorraum und schlägt früher oder später
eine Delle in die Motorhaube.
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Zustand
des Motors:
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Der Zustand des Motors ist auf
die Schnelle kaum zu ermitteln, denn die robusten Motoren laufen auch dann
noch (scheinbar) tadellos, nachdem sie schon sämtliche Verschleiß-grenzen
überschritten haben. Ein Motor, der aus Alterschwäche kurz davor ist , mit einem
seiner Pleuel ein Loch in den Block zu schießen, kann trotzdem noch
augenscheinlich gut laufen. Da viele Pagoden
bereits über optisch aufbereitete Motorräume verfügen, erlauben nur
Rechnungen und Belege genaueren Aufschluss über den tatsächlichen technischen
Zustand. Bei Motoren, die im Laufe der
vergangenen 40 Jahre noch nie belegbar von einem Fachbetrieb generalüberholt
wurden, sollte man vorsorglich mit einer anstehenden Revision rechnen und die
entsprechenden Kosten hierfür einplanen.
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Getriebe:
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Pagoden in gutem Zustand verfügen
in der Regel über eine regelmäßig vom Fachmann gewartete Technik. Hier sind
die Schaltvorgänge des Automatikgetriebes zwar nicht ruckfrei, aber
erträglich. Preislich günstigere Fahrzeuge verfügen nur selten über diese
Eigenschaft, deutliche, harte Schaltrucke des Automatikgetriebes sind dann
üblich. Das Automatiköl sollte in jedem Fall eine klare rote Farbe haben. Bei
Automatikgetrieben, die in 40 Jahren noch nie belegbar von einem
Fachbetrieb grundüberholt wurden, ist
vorsorglich mit einer bald anstehenden Überholung zu rechnen. Schaltgetriebe
sind robust und machen in der Regel keinerlei Probleme. Schwergängige, hakelige Schaltboxen resultieren häufig aus Verschleiß
oder einem defekten Schalthebellager. Weitere
Infos zu Getrieben finden Sie bei pagode.info unter
dem Link „Getriebe“.
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Hinterachse:
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Bei stark verölten
Hinterachsgetrieben unbedingt auf Geräusche achten. Jede tropfende Achse ist
irgendwann mal leer. Heulen beim Gaswegnehmen ist Verschleiß. Manchmal hilft
hier ein Zusatz (wie z.B. Slick 50) um diese
Geräusche zu beseitigen. Langfristig ist eine Überholung aber unumgänglich.
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Vorderachse:
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Vorderachsen müssen in relativ
kurzen Intervallen an allen Schmiernippeln regelmäßig gewartet werden. Eine
Unterlassung zieht aufwändige Reparaturen an Achsschenkelbolzen und
Querlenkern nach sich. Frische Fettkragen an den Schmiernippeln sind daher
ein gutes Zeichen, sie können aber auch nachträglich angebracht worden sein.
Poltern der gesamten Vorderachse bei schlechter Straße deutet auf abgerissene
Gummilagerungen der Vorderachse hin.
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Durchrostungen:
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Durchrostungen sollten bei einer
Zustand-3 Pagode kein Thema sein. Hier hilft nur der Blick von unten.
Durchgeführte Schweißarbeiten sollten qualitativ so ausgeführt sein, dass sie
nahezu unsichtbar sind. Vorsicht ist geboten, wenn aufgeschweißte
Blechflicken sichtbar sind. Falls doch Durchrostungen zu finden sind, handelt
es sich nicht um ein Fahrzeug der Zustandskategorie 3.
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Kilometerleistung:
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Angaben über die Kilometerleistung
machen nur Sinn, wenn sie entweder belegt oder nachher im Vertrag
festgehalten werden. Absurd niedrige Km-Leistungen um 100 tkm
sind grundsätzlich zu hinterfragen. Pagoden SL wurden in den 60er und 70er
Jahren nicht als Raritäten geschont, sondern genauso benutzt, wie das bei
aktuellen Mercedes SL der Fall ist. Bei Fahrzeugen mit extrem geringer
Laufleistungsangabe sollte sich die geringe Benutzung des Fahrzeugs auch in
einem sehr gut erhaltenen originalen Interieur widerspiegeln.
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Übersetzungsverhältnis:
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Die Frage nach dem
Hinterachsübersetzungsverhältnis lohnt in jedem Fall. Ein 280 SL aus USA mit
extrem kurzem 4,08 Differenzial macht beispielsweise im Sprint Spaß, ist aber
aufgrund der hohen Motordrehzahl für Fahrten auf deutschen Autobahnen eher
ungeeignet. Eine Liste der verschiedenen Hinterachsübersetzungen finden Sie
bei pagode.info unter dem Link „Übersetzungen“.
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Was
leicht übersehen wird:
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Heizung, Lüftung, Gebläse,
Umverteilung (oben-unten) sowie die 4
Bedienelemente im Armaturenbrett sollten nach Möglichkeit funktionieren.
Reparaturen sind zwar in Eigenregie zu machen, können aber in aufwändige
Fummelarbeit ausarten. Weitere Infos zur Heizung finden Sie bei pagode.info unter dem Link „Heizung“.
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Kleine
Schwächen innen:
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Blinkerschalter ausgeschlagen
oder am Griff gebrochen, aus Kostengründen immer wieder provisorisch
repariert. Zitternde Tachonadel, defekter Wegstreckenzähler, defekte Zeituhr,
defekter Dimmer für die Instrumentenbeleuchtung. Holzteile aufgequollen, krumm.
Radio-Lautsprechermembran altersbedingt perforiert, Verkleidungen
zerschnitten für Zusatz- lautsprecher,
Radioschacht aufgeschnitten für
modernes Radio. Wellige Polsterung am Armaturenbrett, krumme oder fehlende
Sonnenblenden. Verbeulte, zerkratzte
Einstiegs-Chromleisten, ungeeignete hakelige
Sicherheitsgurte, schiefe Sitzlehnen. Risse im Lenkrad, abgesägter
Schalthebel, fehlender Aschenbecherdeckel, Basteleien im Innenraum.
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Kleine
Schwächen außen:
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Bei deutschen Scheinwerfern
neigen die Reflektoren zum Erblinden und die Trägerrahmen aus Guss können
krumm oder schon gerissen sein. Der
substanzielle Zustand 40 Jahre alter Scheinwerfer ist nur im ausgebauten
Zustand zu beurteilen. Aus Kostengründen wird bei Reparaturen vermehrt auf
gebrauchte Scheinwerfer zurückgegriffen oder wird auf US Scheinwerfer
ausgewichen. An Rückleuchten finden sich bei genauerem Hinsehen gerne kleine
Risse in den Gläsern und Mängel am Chromrahmen. Rechte Rückleuchten sind häufig ausdunkelt durch Auspuffgase. Der Chrom auf der A-Säule ist bei vielen Pagoden bis auf
den Untergrund "weggeputzt" worden, was sich in mattem Finish
äußert. Die Chromplatten auf den B-Säulen, an denen das Hardtop verriegelt
wird, können Risse aufweisen. Frontscheiben neigen dazu, in den Ecken
Feuchtigkeit zu ziehen. Der Verdeckstoff kann vom Einlegen an den
Knickstellen durchgescheuert sein und im geschlossenen Zustand Eselsohren
zeigen. Verdecke, die lange zurückgeklappt im Verdeckkasten lagen, können
schwer schließen, weil der Stoff schrumpft. Gummis sind altersbedingt häufig
porös. Chromstoßstangen krumm und von innen durchrostet.
Grillstern an den Spitzen gebrochen und wieder eingeklebt. Verschiedene
Schließungen am Wagen, für jedes Schloss ein anderer Schlüssel. Fehlende oder
zerkratzte Embleme und Zierleisten.
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Zeitgenössisches
Zubehör:
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Zusatzscheinwerfer,
Nebelschlussleuchten, Radlaufchromleisten, Einbaulautsprecher und zusätzliche
Antennen & Spiegel sollte man mögen, weil die spurenlose Entfernung
solcher An- und Einbauten nur mit entsprechendem Aufwand möglich ist. Bei
Holzlenkrädern und modernen Radios ist die Rückrüstung dagegen
unproblematisch. Eine Liste der werksseitig lieferbaren Sonderausstattungen
finden auf pagode.info unter dem Link
„Sonderausstattungen“.
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Nützliches
Zubehör:
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Kopfstützen, Windschott,
Abdeckhülle für die Garage, el. Diebstahlschutz, optimiertes Bordwerkzeug.
Unverzichtbar: Automatik-Sicherheitsgurte.
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Weiteres
Zubehör:
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Quer zur Fahrtrichtung
angeordneter Notsitz, Hardtopständer, Luftentfeuchter
für die Garage.
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Service-Historie:
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Wichtiger als die Frage nach der
Anzahl der Vorbesitzer ist das Wissen um die Servicehistorie einer Pagode.
Wurden regelmäßige und außerplanmäßige Arbeiten von Fachwerkstätten ausgeführt ? Sind zu erneuernde wichtige Bauteile tatsächlich
durch Neuteile ersetzt worden ? Wenn Vorbesitzer anfallende Kosten
möglichst gering halten wollten, kann die Fahrzeugqualität unter
improvisierten Reparaturen und Basteleien gelitten haben. Der
Investitions-Stau eines typischen Bastlerfahrzeugs lässt sich nachträglich
nur mit hohem finanziellen Aufwand wieder einholen.
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Was
man nie findet:
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Im Preisbereich von Zustand 3
findet man in der Regel keine Pagoden mit den seltenen "Highlights"
wie z. B.: 5-Gang-Getriebe, Schiebedach-Hardtop, lückenlosem Scheckheft
oder makellosem Erstlack. Wer trotzdem eins von diesen Glücksfällen bei
einer Zustand 3 Pagode entdeckt, sollte den Wagen schon mal in die engere
Wahl nehmen.
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